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Bioethics Events Calendar

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Therapeutisches Klonen als Herausforderung für die Statusbestimmung des menschlichen Embryos - Conference - Germany

Date: 04.10.2004 to 10.10.2004
Location: Alte Universität Marburg, Lahntor 3, 35037 Marburg
Marburg
Germany
Keywords: Cloning - Embryo research - Stem cell research
Details: Die geplante Klausurtagung setzt sich das Ziel, die festgefahrene Debatte zum so genannten therapeutischen Klonen neu zu beleben. Dabei geht sie der zentralen Forschungsfrage nach, ob der moralische Status des Embryos, der trotz aller metatheoretischen Bezweiflung noch immer das Nadelöhr sämtlicher bioethischer Debatten des Lebensanfangs darstellt, beim ?somatic cell nuclear transfer? (SCNT) nicht neuartig bestimmt werden muss. Die momentan vorherrschenden Argumentationen bewegen sich entweder auf einer grundsätzlich ontologischen Ebene ? etwa in der Auseinandersetzung, ob frühe Blastozysten oder Embryonen Menschen oder Dinge sind ? oder auf einer eher pragmatisch, an Handlungsentscheidungen und ihrer theoretischen Untermauerung orientierten Ebene. Mit der Konferenz soll der Hiatus zwischen diesen je für sich berechtigten Argumentationen überbrückt werden, um - jenseits ontologischer Grundsatzdebatten und in kritischer Distanz zu Aktualproblemen der Handlungsbegründung ? auf Ziel führende Weise morali-sche Kriterien für die Entwicklung eines medizinisch sinnvollen, ethisch rechtfertigbaren und gesellschaftlich akzeptablen Umgangs mit Blastozysten und Embryonen beim 'somatic cell nuclear transfer? zu entwickeln. Im Einzelnen: Die ethische Bewertung des so genannten therapeutischen Klonens steckt in einer Sackgasse (Rehmann-Sutter 2002; prägnant noch immer: Frühwald et. al 1997; aber auch kritisch zu beachten Kass 1998; The President's Council on Bioethics 2002). Dabei erweist sich neben konsequentialistischen Bedenken hinsichtlich der hohen Risikobehaftetheit der Technik (Paul 2004) immer wieder der moralische Status des Embryos, der für die Forschung verbraucht wird, als Bruchstelle moralischer und ethischer Diskurse (Körtner 2003; zum Überblick über die verschiedenen Positionen zum Lebensanfang Dt. Bundestag 2001, 39-63). Zu diesem Diskursabbruch kommt es meistens, weil unabhängig von handlungstheoretischer Beschreibung der Handlung 'somatic cell nuclear transfer? der Status des Embryos ontologisch bestimmt wird und aus dieser ontologischen Bestimmung ?Er ist ein Mensch oder ein Ding? deontologische oder konsequentialistische moralische Wertungen abgeleitet werden (zum Pro und Contra ontologischer Argumentation Damschen, Schönecker 2003). So wenig es ausreicht, aus dem Sein unmittelbar ein Sollen abzuleiten, reicht es im Gegenzug nicht aus, auf die metaethische Figur des Sein-Sollen-Fehlschlusses hinzuweisen. Handelt es sich nämlich um die Frage nach dem konditionalen Gut Leben, kommt diesem Sein eine (dann allerdings nicht unbedingt sogleich mit der Würde-Kategorie zu konnotierende) Sollensdimension zu, die ihrerseits die geltungstheoretische Grundlage für die moralische Bewertung des Seins des Embryos bildet (Dabrock et al. 2004). Jenseits ontologischer und moralischer Statusbestimmungen hat sich wiederum sowohl auf der Seite der Gegner wie Befürworter des therapeutischen Klonens eine alternative Debatte entwickelt. Sie fragt nach den kulturellen Deutungs- und Zuschreibungsmustern bei der moralischen Bewertung des Embryos, um darin beizubehaltende oder abzulehnende Reprojektionen nach dem Stellenwert menschlichen Lebens am Beispiel seiner (vermeintlich) schwächsten Glieder zu entdecken (Ethikrat 2001, Fischer 2002, Peters 2003; kritisch Gerhardt 2002, Häyry 2003). So wie rein ontologisch argumentierende Statusanalysen zu abstrakt angelegt sind, weil sie den Handlungs- und Deutungskontext abblenden, sind ausschließlich kulturtheoretisch argumentierende Ansätze zu weit, weil sie in ihrem reinen Deutungsgestus auf der Sachstands- und Hand-lungsebene keine moralischen Kriterien als normative Regularien einziehen können. Inspiriert durch das phänomenologische Grundaxiom von der reziproken Implikation von Zugangsart und Sachgehalt (Waldenfels 1992, Dabrock 2000, 179-196; im Blick auf naturwissenschaftliche Fragestellungen: Köchy 2002) in der Bestimmung von Sachverhalten und Entscheidungen soll die Konferenz einen dritten, durch ihre Multiperspektivität so bisher nicht eingeschlagenen Weg gehen. Jenseits ontologischer und aus ihnen abgeleiteten moralischen Statusbestimmungen und diesseits kulturalistischen Konstruktivismus oder konstruktiver Kulturtheorie soll zwar der moralische und ontologische Status des Embryos betrachtet werden, aber so, dass dabei die kontextural betrachtete und kulturell je zu deutende Handlungssituation im Blick bleibt. Sowohl die Experimente aus der Schöler-Gruppe (Hübner 2003) wie die aus der Daley-Gruppe (Geijsen 2003) legen die Vermutung nahe, dass Statusfragen nicht mehr unabhängig von Handlungskontexten betrachtet werden können. Erste Ideen zu einer solchen Deutung zeigen sich (Siep 2004), sind aber bisher noch nicht multiperspektivisch und transdisziplinär entfaltet und geprüft worden. Um den Hiatus von Handlungstheorie und ontologischem wie moralischem Status des Embryos zu überbrücken, werden im Einzelnen folgende Forschungsfragen aus der jeweiligen Perspektive der einzelnen Disziplinen zu untersuchen und der interdisziplinären Diskussion ausgesetzt sein. Diese Leitfragen geben zugleich die Ergebnisorientierung der Klausurtagung vor: 1) In welcher Hinsicht (handlungstheoretisch) wird wie (d.h. mit welchen Argumenten) die (mögliche) Differenzierung zwischen reproduktivem und therapeutischem Klonen begründet bzw. abgelehnt? a. Welche Implikationen hat der leitende Handlungsbegriff (intentional, kausal, teleologisch)? b. Spielt das Dammbruchargument (mit welchen Szenarien) eine Rolle? c. Wenn nach phänomenologischem Axiom Zugangsart und Sachgehalt sich wechselseitig bedingen: Kann über den Handlungsbegriff auch die Referenzklasse des Handelns unterschiedlich beschrieben werden? Konkret bedeutet dies: Weil es beim SCNT teleologisch darum geht, Stammzellen zu gewinnen, darf deshalb die Zellmasse nicht als werdender Mensch, sondern nur eine Stammzellumgebung angesehen werden? d. Oder im Blick auf die Gegner: Spielt das (kritisierte) Ziel des sog. therapeutischen Klonens bzw. das gewünschte Ziel seiner Gegner (der Schutz des werdenden Lebens) auf die Beurteilung des Handlungsvorgangs zurück und wenn, wie? 2) In welcher Hinsicht (moralisch, ontologisch, ontogenetisch, embryologisch, handlungstheoretisch) wird wie (d.h. mit welchen Argumenten) die (mögliche) Differenzierung zwischen Embryo und Präembryo begründet bzw. abgelehnt? 3) Wie (konstitutiv, notwendig und / oder hinreichend konditional, in welchem Maße strukturell koppelnd) wirken sich welche theoretische Hintergrundbedingungen auf die Handlungsbeschreibung aus, die möglicherweise ihrerseits den ontologischen und moralischen Status des Embryos betreffen? 4) Wie (konsequentialistisch, deontologisch) spielt sich in die Argumentation die Verhältnisbestimmung zwischen 'Ethik des Heilens? und 'Ethik des Lebensschutzes? ein? Im Einzelnen können folgende Fragen (auch für die Erstellung der Paper der Teilnehmer) von Relevanz sein, um das Verständnis des therapeutischen Klonens zu spezifizieren: Als Ergebnis der Tagung wird eine vertiefte ethische Bewertung des moralischen Status des Embryos beim 'somatic cell nuclear transfer? erwartet. Dabei kann und wird es nicht darum gehen, in einer pluralistischen Gesellschaft evidenterweise vorhandenen unterschiedlichen moralischen und sittlichen Einstellungen zu sistieren. Aber die Argumentationslücke zwischen rein ontologischer Bestimmung auf der einen und kulturalistischen Bestimmungen des Embryos auf der anderen Seite wird unter Berücksichtigung der Handlungssituation des sog. therapeutischen Klonens verringert werden können. Dieses Ergebnis, das durch die interdisziplinären Austausch über medizinischen Forschungsstand, moralische Kriterien und gesellschaftliche Akzeptanz- und Deutungsmuster angestrebt wird, kann nachhaltig zur Versachlichung der Debatte zum sog. therapeutischen Klonen beitragen. Zur Bearbeitung dieser und weiterer Fragen werden neben den einzuladenden Referenten je zur Hälfte herausragende nationale und internationale Nachwuchswissenschaftler (Postdocs) aus den Bereichen: Medizin (Embryologie; Medizinische Genetik; Medizinethik), Biologie (Molekulargenetik; Wissenschaftstheorie der Biologie), Philosophie und Theologie (Handlungstheorie; Ontologie; Wissenschaftstheorie; Ethik; theologische und philosophische Anthropologie; theologische und philosophische Ethik), Soziologie (Wissenssoziologie), Rechtswissenschaft (Strafrecht; Allgemeine Rechtswissenschaft) angesprochen werden. Angesichts des Umstandes, dass der bioethische Diskurs perspektivisch betrachtet unter seiner Verselbständigung insofern leidet, als die meisten in der interdisziplinären Bioethik engagierten Wissenschaftler kaum noch in ihr eigenes Fach rück gebunden sind, geht auch in dieser Hinsicht die Konferenz neue Wege. Wenn die Postdocs sich aus ihrer jeweiligen Disziplin heraus interdisziplinär zum Thema äußern sollen, werden sie sub conditione qua non dazu aufgefordert, zunächst den jeweiligen Theorierahmen (naturwissenschaftliches Experiment, medizinische Beobachtung, Handlungstheorie, Ontologie, ethische Urteilsschemata etc.) eigenständig zu bearbeiten und erst sekundär auf das Thema zu beziehen. Nur so kann der Mehrwert disziplinären Arbeitens für die interdisziplinäre Forschung fruchtbar gemacht werden. Die Zahlung der Leistungen erfolgt noch unter dem Vorbehalt des endgültigen Zuwendungsbescheides des Geldgebers; zwei von drei Genehmigungsstufen sind erfolgreich durchlaufen.
Organizer: Nachwuchswissenschaftlergruppe Sozialethik / Bioethik des Fachbereichs Ev. Theologie der Philipps-Universität Marburg , Marburg , Germany
Contact: Herr Prof. Dr. Peter Dabrock
Address:
Philipps-Universität Marburg, FB Ev. Theologie - Sozialethik / Bioethik, Lahntor 3, 35032 Marburg
Tel: +49 - (0)6421 - 2 82 24 47
Fax: +49 - (0)6421 - 2 82 24 62
Email: info@theologische-bioethik.de; peter.dabrock@staff.uni-marburg.de
Webpage: http://www.theologische-bioethik.de/

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